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Bahn fahren in Tschechien – Tipps, Tricks und Erfahrungen

754 050 mit R Praha - Trutnov in Trutnov

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Bahn fahren in Tschechien macht Spaß. Aber Bahn fahren in Tschechien ist in manchen Dingen auch anders als in Deutschland. Worauf man achten sollte, wo die Unterschiede sind, wie man Geld sparen kann beim Fahrkartenkauf und einiges mehr, beleuchtet dieser Beitrag. Die Informationen, speziell zu den Preisen, stammen aus dem Sommer 2023 und unterliegen durchaus Veränderungen. In diesen Beitrag fließen meine Erfahrungen aus einer siebentägigen Bahnrundreise durch Tschechien ein.

Inhalt:

  • 1. Pünktlichkeit und Umgang mit Verspätungen
  • 2. Ausstattung der Züge
  • 3. Barrierefreiheit
  • 4. Fahrradmitnahme im Zug
  • 5. Auslastung der Züge
  • 6. Tarife im tschechischen Eisenbahnverkehr
  • 7. Empfehlenswerte Apps für Bahnfahrten in Tschechien
  • 8. Was sonst noch interessant ist
  • 1. Pünktlichkeit und Umgang mit Verspätungen

    Auch in Tschechien kommt es zu Verspätungen. Letztlich lässt sich so etwas fast nirgends ausschließen, schließlich können viele äußere Umstände eintreten, die man einfach nicht einplanen kann. Da auf vielen Strecken der Verkehr aber nicht so engmaschig wie bei uns in Deutschland ist, geht man mit Verspätungen grundsätzlich anders um: man lässt die Anschlusszüge einfach warten. So wartete in Provitin eine S-Bahn nach Strakonice eine Viertelstunde, da der Zug aus Březnice, mit dem ich fuhr, 18 Minuten Verspätung hatte. Auch auf anderen Strecken erlebte ich das regelmäßig. Nur wenn es irgendwo sehr enge Fahrpläne gibt, z.B. einen 30-Minuten-Takt, wird auf verspätete Züge nicht gewartet. Teilweise werden solche Verspätungen aber zwischenzeitlich wieder aufgeholt, weil Aufenthalte auf Unterwegsstationen entsprechend verkürzt werden. Dann werden aus +20 Minuten Verspätungen auch mal wieder +8 Minuten. Wer also in einem verspäteten Zug sitzt und einen Anschluss bekommen will, sollte sich in der Regel keine Gedanken machen. Der Anschlusszug sollte in den allermeisten Fällen warten. Dennoch sollte man beim Umsteigen nicht trödeln.

    2. Ausstattung der Züge

    Die Fahrzeuge bei den tschechischen Eisenbahnverkehrsunternehmen sind zumeist älterer Bauart. Das Durchschnittsalter liegt wesentlich höher als das von Eisenbahnfahrzeugen in Deutschland. Vielfach verkehren im Nah- und Regionalverkehr noch Fahrzeuge ohne Klimaanlage. Dafür lassen sich dann dort die Fenster öffnen und man kann sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Das macht sicher Spaß und vermittelt auch etwas von vergangener Eisenbahnromantik, aber letztlich entspricht es nicht mehr dem aktuellen Komfortlevel was man vielleicht ansonsten gewohnt ist.

    In Sachen Steckdosen wurden auch ältere Fahrzeuge schon nachgerüstet, aber längst nicht alle. Dennoch trifft man in Tschechien durchaus auch auf aus Deutschland gebraucht erworbene Fahrzeuge, die in Deutschland ohne Steckdosen rumfahren, in Tschechien aber entsprechend nachgerüstet wurden. Man sollte aber gerade bei den älteren Fahrzeugen wie den Brotbüchsen und den Regionovas davon ausgehen, daß keine Steckdosen vorhanden sind. Im Zweifel kann man sich halt freuen, wenn man doch ein entsprechendes Exemplar erwischt, das bereits nachgerüstet wurde.

    Anders dagegen sieht es in Sachen WLAN aus. Das ist inzwischen im überwiegenden Teil der Fahrzeuge verfügbar und funktioniert auch recht gut. Allerdings gibt es auch in Tschechien Regionen wo der Mobilfunkausbau nicht so optimal ist. Dafür hat man dort meistens eine schöne Landschaft zu bewundern. Da kann man auch mal auf Mobilfunkempfang und WLAN verzichten.

    Auch im Bereich der Toiletten in den Zügen gibt es noch Unterschiede zu Deutschland. Es kann hier nämlich durchaus vorkommen, daß man hier noch auf Toiletten trifft, die keinen Sammelbehälter haben, sondern wo alles gleich raus auf die Schienen fällt. Daher sollte man hier die Schilder genau beachten, die die Toilettenbenutzung in Bahnhöfen untersagen.

    3. Barrierefreiheit

    Barrierefreiheit ist ein Thema wo in Tschechien definitiv noch Nachholbedarf besteht. Breite Bahnsteige findet man noch auf den großen Bahnhöfen mit internationalem Fernverkehr. Abseits davon sieht es häufig so aus wie auf dem Foto ganz oben. Wer da mit Kinderwagen oder Rollstuhl unterwegs ist, für den wird es häufig unbequem. Auch sind viele Fahrzeuge nur über mehrere Stufen zu betreten. Zwar helfen die Bahnmitarbeiter beim Ein- und Ausstieg und es gibt auch Rampen u.ä. für Rollstühle, dennoch sieht Barrierefreiheit anders aus.

    Auf manchen Bahnhöfen gibt es auch keinerlei Ansagen, sondern nur Blechschilder auf dem Bahnsteig, die anzeigen wohin der Zug fährt, der dort zum halten kommt. Das macht es auch für sehbehinderte Menschen schwieriger beim Umstieg.

    4. Fahrradmitnahme im Zug

    Auf der Webseite der CD kann man nachschauen wo die Fahrradmitnahme möglich ist. Ein Fahrradkarte kostet 99 CZK (ca. 4 €) pro Tag. Bitte aber beachten, daß in manchen Zügen die Mitnahme eingeschränkt ist. Gerade auf den Nebenstrecken, wo häufig noch die kleinen Brotbüchsen verkehren, gibt es nur wenig Platz für Fahrräder. Wer da als Gruppe unterwegs ist, dem kann es dann durchaus passieren, daß man nicht komplett mitkommt und vielleicht ein paar Stunden auf den nächsten Zug warten muß. Oder man fährt dann gleich selbst mit dem Rad. Auf mancher touristisch geprägten Strecke gibt es auch separate Fahrradtransportwagen. Nur wenn die voll sind, darf man dann auch Fahrräder mit in den anderen Wagen nehmen, sofern dort Platz dafür ist. Wie überall gilt ansonsten: Fahrräder entsprechend befestigen an den vorgegebenen Stellen und Satteltaschen usw. abnehmen.

    5. Auslastung der Züge

    Die Züge in Tschechien sind durchaus gut ausgelastet, wirklich überfüllt habe ich nur einmal einen Zug erleben dürfen. Ansonsten gab es nie Probleme einen freien Sitzplatz zu finden. Natürlich gibt es auch hier Unterschiede je nach Wochentag oder Uhrzeit. Auffällig aber: selbst an irgendeinem unscheinbaren Bedarfshalt irgendwo in der Pampa stieg häufig jemand ein oder aus. Man braucht sich also keine Gedanken machen nicht mitzukommen, denn das erlebt man hier wirklich nicht. Es kann aber durchaus passieren, daß man alleine keine Vierersitzgruppe in Beschlag nehmen kann. Zumindest in den Fernzügen, gerade auch in den internationalen Zügen, sollte man aber auf jeden Fall reservieren. In einigen Zügen der Kategorie SuperCity besteht allerdings eine Reservierungspflicht.

    6. Tarife im tschechischen Eisenbahnverkehr

    Hier wird es jetzt etwas kompliziert. Früher, als nur die CD den Eisenbahnverkehr abwickelte, war das einfacher. Drum erstmal einen kurzen Überblick. Das Gros des Eisenbahnverkehrs wird durch die tschechische Staatsbahn „Ceske Drahy“ abgewickelt, die mit CD abgekürzt wird. Im Nahverkehr kommen teilweise weitere EVU wie GW Train, Arriva (DB Tochter), RegioJet oder Die Länderbahn zum Einsatz. Alle diese Unternehmen haben eigene Tarife, die man so nur auf deren Webseiten oder mittels diverser Apps buchen kann. Teilweise gibt es noch lokale Tarife von regionalen Verkehrsverbünden. Auch die haben dann wieder eigene Apps oder Webseiten zum Buchen von Fahrkarten.

    Seit einiger Zeit gibt es noch einen Tarif, dem praktisch alle Anbieter angehörigen: OneTicket.cz. Grundsätzlich gilt aber: die Tarife der einzelnen Unternehmen und Verbünde sind günstiger als der OneTicket-Tarif. Der OneTicket-Tarif kann u.a. über die Webseite und App der CD gebucht werden. Er kommt immer dann zum Tragen wenn in einer Zugverbindung mehrere EVU dabei sind oder wenn der einzelne Zug nicht von der CD gefahren wird. Wer möglichst günstig fahren möchte, sollte also vorab genau vergleichen.

    Fahrkartenautomaten sind in Tschechien eher selten anzutreffen. Neben der Möglichkeit die Fahrkarten online oder mittels App zu kaufen, gibt es in vielen Bahnhöfen auch noch Fahrkartenschalter, wo man die entsprechenden Fahrkarten kaufen kann. Ansonsten werden die Fahrkarten im Zug vom Zugpersonal auch verkauft. Das läuft dort wirklich die ganze Zeit rum und kontrolliert Fahrkarten oder verkauft selbige, da Automaten in den Zügen auch nicht vorhanden sind.

    7. Empfehlenswerte Apps für Bahnfahrten in Tschechien

    Die wichtigste App ist wohl die der Ceske Drahy, die auf den Namen Muj vlak hört. Die Angaben zu den Zügen, z.B. auch die aktuelle Verspätung, sind dort sehr genau.

    Eine weitere empfehlenswerte App heißt IDOS. Dort findet man nicht nur sehr genaue Angaben zu allen möglichen Zügen, sondern auch Busverbindungen sind dort zu finden. Des Weiteren kann man sich die aktuellen Abfahrten und Ankünfte an jedem beliebigen tschechischen Bahnhof anzeigen lassen. Für viele Städte lassen sich auch darüber mittels SMS Fahrscheine für den ÖPNV kaufen.

    Für den OneTicket-Tarif gibt es auch eine separate App. Deren Nutzung ist insbesondere zu empfehlen, wenn man Wochen- oder Monatskarten zum OneTicket-Tarif kaufen möchte.

    Ansonsten haben viele Eisenbahnverkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde noch eigene Apps. Ausnahmen bilden hier GW Train und Die Länderbahn, die keine Apps anbieten.

    8. Was sonst noch interessant ist

    Auf größeren Bahnhöfen werden die Bahnsteige, wo die Züge ankommen oder abfahren, häufig erst 10 – 15 Minuten vorher angezeigt. Da braucht man also nicht zu früh am Bahnhof zu sein, denn klassische Papieraushänge MIT Bahnsteigangabe gibt es nicht. Also einfach in Sichtweite der Anzeige bleiben und warten wann da mal etwas steht beim gewünschten Zug. Auch in den Apps stehen die Bahnsteige nicht früher drin.

    An Nebenstrecken gibt es viele Bedarfshaltepunkte. Hier wird nur gehalten wenn jemand aus- oder einsteigen möchte. Wer hier aussteigen möchte, muß vorab im Wagen einen entsprechenden Knopf drücken, damit der Lokführer weiß, daß jemand aussteigen möchte. Wer an einem Bedarfshaltepunkt einsteigen möchte, sollte sich entsprechend gut sichtbar hinstellen, damit der Lokführer das sieht und rechtzeitig anhalten kann.

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