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Mit dem Zug nach Rumänien

Diesellok Reihe 64 mit IC 473 "Ister" in Brasov

Diesellok Reihe 64 mit IC 473 "Ister" in Brasov

Mit dem Zug nach Rumänien? Ja, das geht. Gewiss, man muß etwas mehr Reisezeit einplanen, denn so schnell wie bei uns fahren die Züge dort nicht. Aber wer umweltfreundlich nach Rumänien gelangen möchte, der hat die Gelegenheit dazu. In diesem Beitrag möchte ich Tipps zur Planung einer Reise nach Rumänien geben, denn es gibt einiges zu beachten.

Rumänien ist Mitglied der EU. Das ist insofern praktisch, da zur Einreise dort der Personalausweis reicht und kein Visum benötigt wird. Allerdings ist Rumänien nicht im Schengenabkommen Mitglied. Das widerum bedeutet, daß an der Grenze bei Ein- und Ausreise Grenzkontrollen stattfinden. Das ist für die Bahnreisen durchaus relevant, wie sich noch zeigen wird.

Wer mit dem Zug nach Rumänien fahren möchte, kommt mehr oder weniger nicht umhin via Ungarn einzureisen. Die theoretische Möglichkeit via Ukraine und die Republik Moldau lasse ich hier aus aktuellem Anlass mal außen vor. Wenn man von ein paar einzelnen grenzüberschreitenden Nahverkehrszügen auf kurzen Strecken absieht, lauft alles auf zwei Handvoll Fernverkehrszüge hinaus, die alle aus Budapest kommen oder dort zumindest Kopf machen.

Auch wichtig zu wissen: Rumänien ist in einer anderen Zeitzone. Bei Grenzübertritt von Ungarn nach Rumänien müsst ihr eure Uhr eine Stunde vorstellen, in der Gegenrichtung dann eine Stunde zurück. Heißt also: in Rumänien ist es bereits eine Stunde später als hier in Deutschland.

Folgende Züge kommen daher für eine Anreise nach Rumänien in Betracht:

Tagzüge nach Rumänien:

IC 367 / IR 367 Budapest KeletiBrasov über Oradea – Cluj Napoca
IC 73 / IR 73 Budapest KeletiBucuresti Gara de Nord über Curtici – Arad – Timisoara – Craiova
IC 75 / IR 75 Budapest KeletiBrasov über Curtici – Arad – Sibiu
IC 371 / IR 371 Budapest KeletiArad über Curtici
IC 375 / IR 375 Budapest KeletiArad über Curtici
IC 377 / IR 377 Budapest KeletiTimisoara Nord über Curtici – Arad
IC 379 / IR 379 Budapest KeletiArad über Curtici
EC 143 / IR 686 WienBaia Mare über Budapest Keleti – Debrecen – Satu Mare
EC 143 / IR 143 WienCluj Napoca über Buapest Keleti – Oradea

Nachtzüge nach Rumänien:

IC 79 / D 79 „Muntenia“ Budapest KeletiBucuresti Gara de Nord über Curtici – Arad – Timisoara – Craiova
IC 473 / IRN 473 „Ister“ Budapest KeletiBucuresti Gara de Nord über Curtici – Arad – Sibiu – Brasov
IC 407 / IRN 407 „Corona“ Budapest KeletiBrasov über Oradea – Cluj Napoca
D 347 / IRN 347 „Dacia“ WienBucuresti Gara de Nord über Budapest Keleti – Curtici – Arad – Sighisoara – Brasov

Fahrkarten kaufen für die Fahrt nach Rumänien

Durchgehende Fahrkarten lassen sich ab deutschen Bahnhöfen nicht buchen. Daher sollte man immer genug Umsteigezeit einplanen, wenn man die Fahrkarten stückelt. Speziell natürlich in den Bahnhöfen, wo man auch die Fahrkarten wechselt. Das dürften, wenn man aus Deutschland anreist, fast immer Wien oder Budapest sein. Bis dahin kann man von Deutschland aus eine durchgehende Fahrkarte buchen.

Um eine Fahrkarte nach Rumänien zu buchen, kommt es drauf an von wo man anreist. Nutzt man eine Verbindung über Österreich, sollte man die Preise bei der ÖBB und der CFR vergleichen. Letztere ist die rumänische Staatsbahn. Startet man fahrkartentechnisch in Budapest, so sollte man die Preise der ungarischen Staatsbahn MAV mit denen der CFR vergleichen. Es ist eine Einzelfallsache, wer das günstigste Angebot hat. In allen Fällen kann man die Fahrkarte online buchen. Bei den Tagzügen reicht es die Fahrkarte in der jeweiligen App oder als PDF dabei zu haben. Bei den Nachtzügen muß man die Fahrkarten ausdrucken, da zumindest in den Schlaf- und Liegewagen der jeweilige Zugbegleiter die Fahrkarten einsammelt.

Wer von Deutschland aus über Prag nach Budapest fährt und von dort aus weiter nach Rumänien möchte, der sollte zudem beachten, daß die Züge aus Prag in Budapest Nyugati ankommen, die Züge nach Rumänien aber in Budapest Keleti abfahren. Und dazu ein ganz wichtiger Tipp: zwischen den beiden Bahnhöfen NIE den Zug nehmen, sondern immer öffentliche Verkehrsmittel oder zu Fuß gehen. Die Züge fahren nämlich erst durch halb Ungarn und kommen erst nach über sechs Stunden am anderen Budapester Bahnhof an.

Beachten sollte man noch, daß gerade die Schlafwagen sehr schnell ausgebucht sein können. Die Fahrkarten dafür kann man zwei Monate im Voraus buchen und sollte dies auch unbedingt tun. Ansonsten besteht durchaus die Gefahr, daß man für den gewünschten Zug nur noch Fahrkarten für die Sitzwagen bekommt. Bei Fahrzeiten von bis zu 19 h, z.B. beim „Dacia“, ist so eine Fahrt dann sicherlich kein Vergnügen.

Außerdem bitte noch beachten: weder Ungarn noch Rumänien haben bisher den Euro eingeführt. Beim Fahrkartenkauf kann je nach verwendeter Karte zum Bezahlen unter Umständen eine Fremdwährungsgebühr seitens der kartenausgebenden Bank berechnet werden.

Grenzkontrollen zwischen Ungarn und Rumänien

Wie bereits erwähnt gibt es noch Grenzkontrollen zwischen Ungarn und Rumänien. Das bedeutet auf beiden Seiten einen zusätzlichen Aufenthalt von jeweils ca. 20-25 Minuten, egal welcher Grenzübergang genutzt wird. Bei den Tagzügen kann einem das relativ egal sein. Doch wer einen der Nachtzüge nutzt, sollte das im Hinterkopf haben. Daher hier ein paar Hinweise, welcher Nachtzug in Richtung Rumänien diesbezügliche Vorteile oder Nachteile hat.

IC 79 / D 79 „Muntenia“

Recht entspaant geht es hier zu. Im ungarischen Grenzbahnhof Lőkösháza findet die Grenzkontrolle 18:19-18:45 Uhr statt. Im rumänischen Curtici 19:55-20:21 Uhr (rumänische Zeit). Da wird man also im Schlaf nicht gestört. Der Zug ist aber eigentluch nur geeignet für Reisende, die nach Arad, Timisorara oder Bucuresti wollen. Die ersten beiden Städte werden noch am Abend erreicht, Bucuresti morgens gegen 8 Uhr. Alles was dazwischen liegt hätte Ankunftszeiten mitten in der Nacht zur Folge.

IC 473 / IRN 473 „Ister“

Auch hier sind die Zeiten der Grenzkontrollen noch human. Sie finden auf beiden Seiten vor Mitternacht statt. Da der Zug erst gegen 11.20 Uhr in Bucuresti eintrifft und auch Brasov erst gegen 8.40 Uhr erreicht wird, bleibt hier noch genug Zeit zum Ausschlafen.

IC 407 / IRN 407 „Corona“

Bei diesem Zug sind die Grenzkontrollen auch zu recht humaner Zeit. Im ungarischen Biharkeresztes findet die Grenzkontrolle 21:02-21:40 Uhr statt, im rumänischen Episcopia Bihor 22:55-23:15 Uhr (rumänische Zeit). Dafür steigt man erst gegen 9.45 Uhr in Brasov aus. Wer nur bis Oradea fährt, ist bereits gegen 23.25 Uhr am Ziel. Alle anderen Orte dazwischen werden zu eher unwirtlichen Zeiten erreicht.

D 347 / IRN 347 „Dacia“

Am ungemütlichsten ist es in Sachen Grenzkontrolle im „Dacia“. Hier wird im ungarischen Biharkeresztes 2:26-3:13 Uhr kontrolliert, im rumänischen Episcopia Bihor 4:29-5:10 Uhr (rumänische Zeit).

Ob und inwieweit man die Zeiten der Grenzkontrolle mit in seine Zugauswahl einfließen lässt, muß jeder für sich selbst entscheiden. Je nach genauem Reiseziel hat man unter Umständen nicht so viel Auswahl, da die einzelnen Nachtzüge zumindest teilweise auf unterschiedlichen Strecken unterwegs sind, auch wenn der Zielbahnhof identisch ist.

Speisen und Reisen auf der Fahrt nach Rumänien

Die Fahrten nach bzw. durch Rumänien ziehen sich. Das Streckennetz ist sehr marode, die Züge fahren daher sehr langsam und so braucht der „Ister“ für die 737 km von Budapest nach Bucuresti halt seine 15 h. Und auch die anderen Züge, egal welche Route sie nehmen, sind nicht schneller. Da bekommt der eine oder andere Reisende mit der Zeit auch mal Hunger oder Durst. Doch welcher Zug führt auf der Strecke noch einen Speisewagen oder Bistrowagen mit sich? Und wo ist es ratsamer sich vorab selbst um die Verpflegung zu kümmern?

Tagzüge mit Speisewagen oder Bistrowagen

Von den oben genannten Tagzügen verfügen folgende Züge über eine Verpflegungsmöglichkeit:

IC 73 / IR 73 Budapest Keleti – Bucuresti Gara de Nord: rumänischer Bistrowagen
EC 143 / IR 686 Wien – Baia Mare (nur bis Püspökladány): ungarischer Speisewagen
EC 143 / IR 143 Wien – Cluj Napoca: ungarischer Speisewagen

Nachtzüge mit Speisewagen oder Bistrowagen

Von den oben genannten Nachtzügen verfügen folgende Züge über eine Verpflegungsmöglichkeit:

IC 407 / IRN 407 „Corona“ Budapest Keleti – Brasov: ungarischer Speisewagen
D 347 / IRN 347 „Dacia“ Wien – Bucuresti Gara de Nord: ungarischer Speisewagen bis Budapest, rumänischer Bistrowagen ab Cluj-Napoca

In allen anderen Zügen gibt es keinen Speise- oder Bistrowagen! Hier sollte man sich vor der Fahrt entsprechend mit Speisen und Getränken eindecken.

Zustand der Strecken und Fahrzeuge

Wie schon angemerkt, ist das Streckennetz speziell auf rumänischer Seite in einem sehr sehr schlechten Zustand. Und damit ist wirklich schlecht gemeint. Die Streckenhöchstgeschwindigkeiten liegen häufig im mittleren zweistelligen Bereich, teilweise wird nur mit 30 km/h gefahren. Zwar wird die Strecke Cluj-Napoca – Brasov gerade mit EU-Mitteln generalsaniert und teilweise komplett neu trassiert, doch bis zur Fertigstellung dieser Strecke wird es noch eine ganze Weile dauern. Die Strecke soll dann mit 160 km/h befahrbar sein. Für den genannten Streckenabschnitt ergibt sich dann eine Fahrzeitreduzierung um drei bis vier Stunden!

Was die Fahrzeuge angeht, sieht es nicht besser aus. Die Schlafwagen sind okay, dort war auch die Toilette in einem entsprechend vernünftigen Zustand. Bei den Sitzwagen ist das etwas anderes. Die sind häufig schon sehr abgewirtschaftet und auch der Sauberkeitszuständ lässt häufig sehr zu wünschen übrig. Wer im Sitzwagen reist, sollte also qualitativ nicht zu viel erwarten. Wer die Wahl zwischen einem rumänischen und einem ungarischen Sitzwagen hat, wenn auch nur auf einer Teilstrecke, sollte den ungarischen Sitzwagen bevorzugen.

Rumänien ist als Reiseziel durchaus nicht uninteressant. Es bleibt aber zu hoffen, daß Strecken und Fahrzeuge baldmöglichst saniert bzw. komplett ausgetauscht werden und das Angebot an attraktiven Verbindungen dann auch erweitert wird. Dazu ist aber im Vorfeld noch viel zu erledigen. Wer jetzt mit der Bahn nach Rumänien fahren möchte, dem sollte klar sein, daß man einige Abstriche machen muß, gerade was Geschwindigkeiten und Komfort angeht.

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